
Habe ich Promi-Tourismus betrieben? Ich glaube nicht. Seit Tagen hingen im Rohrbusch-Wald in Roxel Zettel an den Bäumen, dass Grünen-Landtagsmitglied Arndt Klocke, seines Zeichens verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, der Bürgerinitiative Landschaftsschutz Roxel einen Besuch abstatten würde, um sich ein Bild von der Lage am geplanten Lkw-Parkplatz zu machen. Erstens habe ich auch etwas gegen die geplante Anlage, auch wenn mir die Bürgerinitiative dazu eher fremd ist, zweitens wollte ich den agilen Grünen doch mal in offizieller Funktion sehen. Schließlich kommen wir ursprünglich aus aus derselben Kleinstadt. Also ging ich hin.
Beharrlich und mit allen (juristischen) Mitteln kämpft die Bürgerinitiative, präsidiert von ihrer Vorsitzenden, der direkten Anliegerin Theodora Bockem-Rohleder, gegen die beiderseits der Rastanlagen an der A1 geplanten neuen Parkmöglichkeiten für Laster. Wer sich dazu informieren möchte, findet auf der Internetseite der Vereinigung reichlich Informationen. Einen kurzen Überblick über die gesamte "Gefechtslage" bietet dieser Artikel eines regionalen Wirtschaftsportals aus dem vergangenen Jahr. Ganz grob umrissen geht es darum, dass der Landesbetrieb Straße NRW auch in Roxel Lkw-Parkplätze bauen will, um den Brummi-Fahrern die Einhaltung ihrer Ruhezeiten zu ermöglichen. Dazu sollen an die vorhandenen Raststätten angrenzende Flächen (derzeit sind es Felder) genutzt werden. Diese liegen allerdings ca. fünf Meter höher als die "tiefergelegte" Autobahn. Deshalb befürchten die Anwohnerinnen und Anwohner Roxels massive Lärmbelästigungen. Weil das Ganze als reines Verwaltungsverfahren läuft und nach Ansicht des Landesbetriebes die prinzipiellen landesplanerischen Möglichkeiten gegeben zu sein scheinen, sind relevante Parlamente nicht mit dem Fall befasst.
Die Bürgerinitiative sieht das ganz anders. Dort geht man davon aus, dass auf der Grundlage falscher Zahlen, dem Verschweigen von Lärmgutachten-Ergebnissen, verheimlichter Verträge mit der "Tank & Rast", Behörden-Willkür und einer irgendwie bösen, weil untätigen Politik eine unnötige Umladefläche für die Transportindustrie geschaffen werden soll. Für Roxel bedeute dies den Horror schlechthin. Lärm, Abgase, Feinstäube, zwielichtiges Gewerbe unterhaltender und animierender Art und vieles mehr werde künftig das Landschaftsschutzgebiet - in dem sich die Raststättenfläche befindet - zerstören. Dieses brachte man - allen voran Theodora Bockem-Rohleder und ihr Ehemann Meinolf - auch Arndt Klocke nahe, der von seinen örtlichen Parteifreundinnen und -freunden Carsten Peters und Vanessa Braun, die den Besuch vorbereitet hatten, offensichtlich eher oberflächlich gebrieft worden war und viele zielorientierte Fragen stellte. Im Wesentlichen dürfte er mitgenommen haben: Die kommunikativen Fronten zwischen den Beteiligten sind verhärtet. Es werden Vorwürfe ausgetauscht, neue Argumente hingegen eher selten.