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Drei lohnende Podcasts mit Coronavirus-Sonderprogramm

Podcasts waren auch vor dem Coronavirus bereits in. Nun werden die beliebten Sprech-Programme noch wertvoller. Denn auch deren Autorinnen und Autoren müssen zu Hause bleiben und haben mehr Zeit. Einige der beliebtesten Podcasterinnen und Podcaster nutzen dieses Malheur, um Sonderfolgen ihrer Sendereihen zu veröffentlichen. Hier kommen meine drei ganz subjektiven Empfehlungen zu den Podcasts an sich und ihren Sonderfolgen.

Das kleine Fernsehballett

Obwohl ich überhaupt kein Netflix- oder Prime-Power-User bin, liebe ich den Fernsehserien-Podcast „Das kleine Fernsehballett“ mit Sarah Kuttner und Stefan Niggemeier. Überaus unterhaltsam besprechen der Medienjournalist (unter anderem bei uebermedien.de) und die neue Extra-3-Moderatorin und Kurt-Autorin (auch zu diesem Buch müsste ich dringend noch einen begeisterten Text verfassen) in den regulären Folgen Serien und auch Trash-TV-Formate wie den Bachelor oder das Dschungelcamp. Hin und wieder sind auch Gäste dabei.

Das Fernsehballett zeichnet sich durch die Überdrehtheit von Sarah Kuttner und ihre Frotzelei mit Stefan Niggemeier aus. Mehr noch als ein informative, kritisch-abwägende Feuilleton-Veranstaltung (dem entsprach eher der gerade zu Ende gegangene Schaulustigen-Podcast mit Sophie Passmann und Matthias Kahle) ist es ein vergnüglicher „Laber-Podcast“ mit Haltung.

In „normalen“ Zeiten wird die Sendereihe in zwei Staffeln pro Jahr ausgestrahlt. Dann kommen zehn bis zwölf Mal einmal pro Woche mittwochs neue Folgen auf Deezer. Zur jüngsten Staffel hat Stefan Niggemeier die Produktion selbst übernommen, und Kuttner und er treffen sich dazu in Berlin im Uebermedien-Büro.

Doch Corona-Zeiten sind besonders. Nun sitzt Niggemeier immer noch im Büro, aber Sarah Kuttner wird von zu Hause aus zugeschaltet. Der Sendung tut das erkennbar gut. Denn der Ton wird vertrauter, die beiden Sprechenden hören sich mehr zu, es ist weniger überdreht.

Und weil auch die beiden Protagonisten mehr Zeit haben, gibt es nun sogar zwei Folgen pro Woche. Auch samstags ist nun eine Ballett-Aufführung. Ohne Sonderprogramm, sondern einfach mit Serien-Content und Labern, manchmal mit Gästen. Hört rein, es macht Spaß.

Hotel Quarantäne

Matze Hielscher, Chef des Online-Stadtmagazin-Portals „Mit Vergnügen“, befragt üblicherweise im Wochentakt mehr oder weniger prominente (meist sind sie tatsächlich bekannt) Menschen in seinem Interview-Podcast „Hotel Matze“. Es sind tief gehende, informative und spannende Gespräche. Auch wenn Matzes psychologisierende Art („Was macht das mit Dir?“ wird durchaus nicht selten gefragt) den ein oder anderen nerven mag, lohnt es sich, ihm zuzuhören.

Von den regulären Folgen würde ich Euch als relativ aktuelle die mit Alli Neumann und Viva-con-Agua-Gründer Micha Fritz sowie die mit Doris Dörrie empfehlen.

Hielscher wohnt normalerweise in Berlin. In Zeiten des Social Distancing hat er sich nun aber in ländlichere Gefilde zurückgezogen, erfährt der interessierte Zuhörer in einer der Hotel-Matze-Folgen. Auch dieser Podcaster nutzt den neu gewonnenen Freiraum für Sonderfolgen. Der Titel lautet: „Hotel Quarantäne“. Seit dem 17. März stellt er immer wieder mal neue Folgen bereit, manchmal sogar im Tagesrhythmus.

Wie schon im Fernsehballett unterhalten sich die Gesprächspartner jetzt über größere Entfernungen hinweg. Die moderne Technik macht es möglich. Matze Hielscher nutzt sein Sonderformat durchaus dazu, Nutzwert zu schaffen. Das macht er vorbildlich in der Folge mit der psychologischen Psychotherapeutin Alena Rentsch, in der es um Ängste in der Corona-Krise geht. Hier wird wirklich jeder und jede wertvolle Tipps mitnehmen.

Weitere Gäste im Hotel Quarantäne waren bisher Fynn Kliemann, Sybille Berg, Bosse und Philip Siefer.

Fiete Gastro

TV-Koch Tim Mälzer ist ein Mensch mit einem sehr dominanten Auftreten. Auf viele mag er arrogant wirken. In Gesprächen kann er sein Gegenüber schon mal in Grund und Boden quatschen. Das ist das Konzept des seit etwa einem Jahr erfolgreich laufenden Laber-Podcasts „Fiete Gastro“, den er nun schon in der dritten Staffel jeweils zweiwöchentlich gemeinsam mit Sebastian Merget präsentiert.

Das Konzept sieht vor, dass jeweils ein Gast – oft aus der „Szene“ – hinzukommt, von dem Mälzer nichts weiß. Je nachdem, wie vertraut der Koch mit dem Gast ist oder wie sehr er diesen respektiert, entstehen dabei manchmal erstaunlich intensive oder auch informative Gespräche. Ich höre den Podcast nahezu von Anfang an und habe Tim Mälzer seitdem als Mensch mit Haltung schätzen gelernt.

Besonders empfehlenswert ist unter anderem die Folge mit Alexander Hermann. Mälzer und sein Gast zeigen darin, wie Spitzenköche Gourmet-Menü entwerfen. Es wird fast eine „Battle“ um die beste Speisenkartenidee. Super-interessant ist auch der Einblick, den Sommelière Stephanie Döring in die „Wein-Wissenschaft“ bietet. Ganz anders als gewohnt erscheint wiederum Ina Müller, die Mälzer deutlich kontra gibt und einigermaßen ernsthaft rüberkommt. Auf jeden Fall empfehlenswert ist auch die englischsprachige Folge mit Jamie Oliver.

Und nun gibt es das Corona-Spezial-Menü. Auch Merget und Mälzer haben wegen des Virus‘ extra Redebedarf und befriedigen diesen mit sehr informativen Sonderfolgen. Die erste kam vor einer Woche heraus. Es ist quasi ein Mälzer-Solo mit Sebastian Merget als Stichwortgeber. Darin erfahren die Hörenden aber eine ganze Menge, wie der Kulinarik-Star mit den von jetzt auf gleich weggebrochenen Einnahmen umgehen und durch die Krise kommen will.

Konkreter wird es nun sicher in der heute erschienenen neuen Sonderfolge. Denn darin ist Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher zu Gast. Und es ist ein Schlagabtausch zu notwendigen Unterstützungsleistungen des Hamburger Senats für die örtliche Gastro-Szene zu erwarten.

(Beitragsbild von Adriano Gasparri auf flickr.com, CC-BY-SA 2.0)

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